Schlimm’s Maerchen: Tischlein-deck-
Es war einmal ein Schneider, der hatte drei Söhne aber nur eine einzige Ziege. Abwechselnd mussten die Söhne die Ziege auf die Weide führen. Und wenn die Ziege gefressen hatte, sagte sie immer:
„Ich bin so satt,
ich mag kein Blatt, meh!“
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Wenn aber der Schneider abends die Ziege fragte, ob sie satt sei, antwortete sie:
„Wovon sollt‘ ich satt sein?
Ich sprang nur über Gräbelein,
Und fand kein einzig Blättelein, meh!“
Da wurde der Schneider so zornig, dass er nacheinander alle drei Söhne aus dem Haus jagte.
Der Älteste ging zu einem Schreiner in die Lehre, und als seine Zeit um war, schenkte ihm der Meister ein Tischchen, das gar unscheinbar aussah, aber eine gute Eigenschaft hatte: Wenn man es hinstellte und sprach: „Tischlein, deck‘ dich!“, so war das Tischchen auf einmal mit einem sauberen Tüchlein bedeckt und darauf stand Speis und Trank, soviel Platz hatte.
So wollte der Sohn zu seinem Vater zurückkehren, sein Zorn würde sich gelegt haben, und mit dem Tischlein-deck-dich würde der ihn gern wieder aufnehmen. Auf seinem Heimweg kehrte er abends in einem Gasthaus ein. Dort stellte er sein Tischchen mitten in die Stube, und nachdem er „Tischlein, deck‘ dich!“ gesagt hatte, lud er alle Gäste zum Essen und Trinken ein. Die Wirtin aber, die das Haus seit dem Tod ihres Mannes alleine führte, staunte darüber, dass die Speisen und Getränke wohlschmeckender und reichhaltiger waren, als das was sie aus Küche und Keller auftragen ließ. Darum dachte sie, dass sie solch einen Tisch gut selbst gebrauchen konnte, und wollte ihn in der Nacht vertauschen. Doch als der junge Geselle in seine Kammer ging, nahm er sein Tischchen mit und stellte es dort an die Wand, um es im Auge zu behalten. Also folgte sie ihm und dachte darüber nach, wie sie ihn ablenken und an das Tischlein kommen konnte.
Vor seiner Tür angekommen lauschte sie ins Zimmer, sorgsam darauf bedacht, selbst kein Geräusch zu verursachen. Sie konnte hören, wie der Gast sich auszog und begann, sich zu waschen. Als sie sich vorstellte, wie er nun nackt am Waschtisch stand und seinen kraftvollen Körper abrieb, wurde ihr zusehends warm und in ihrem Geist entstand wie von selbst der Plan, wie sie in den Besitz des Tisches gelangen konnte.