Private Ermittlungen, Kapitel 7
„Norden, Sie verdammte Schlampe“, fuhr mich Kriminalhauptkommissar Fuchs an. „Jetzt habe ich Sie. Aus der Sache kommen Sie nicht mehr raus!“
Ich schloss die Augen und versuchte das Dröhnen zu verdrängen, dass in meinem Kopf eine ganze Wagner-Oper aufzuführen schien. Inklusive doppeltem Blechbläsersatz!
Nachdem die Streifenpolizisten meine Waffe sichergestellt und mich in Handschellen in ihren Wagen verfrachtet hatten, hatte sie mich aufs zentrale Polizeirevier in Kalk gebracht. Dort wurden meine Fingerabdrücke genommen und meine Hände einem Parrafintest unterzogen, um zu prüfen, ob ich in letzter Zeit eine Waffe abgefeuert hatte. Mir war klar, dass dieser positiv ausfallen würde, aber ich konnte einen, zumindest in meinen Augen plausiblen Grund dafür nennen.
Dann wurde ich in einen Verhörraum gebracht und wartete, bis ein Mann dazu kam, der sich als Hauptkommissar Fuchs vorstellte und mich nun seit drei Stunden durch die Mangel nahm.
Das grelle Licht im Verhörraum drang sogar durch die Augenlider hindurch und das beständig andauernde Stakkato-Gerede des Kommissars tat sein Übriges dazu, dass ich nicht wirklich zur Entspannung kam.
„Wie ich bereits sagte, ich war es nicht“, seufzte ich. „Ich habe ihn gefunden, aber nicht umgelegt.“
„Ach ja, der ominöse fremde Anrufer“, bemerkte Fuchs sarkastisch. „Oder war es der Fremde aus der Dunkelheit, der sich offenbar in Luft auflösen konnte? Sehen Sie, ich komme bei Ihrer Geschichte einfach durcheinander, so wirr und unglaubwürdig ist sie.“
„Ja, bei Ihren zwei Hirnzellen ist das wahrscheinlich wirklich schon eine Nummer zu gross“, entgegnete ich. „Aber ich kann es Ihnen gerne noch einmal erzählen. Oder aufschreiben. Können Sie lesen?“
„Jetzt werden Sie mal nicht frech, Kleines!“ drohte der Kommissar. „Sie stecken bis zum Hals in der Scheisse! Das, was wir haben, reicht aus, um eine schöne kleine Mordanklage zu stricken. Das heisst lebenslänglich! Wenn Sie wieder aus dem Bau kommen, fliegen wir alle in Untertassen zum Mars!“
„Und das, wo Sie doch schon Probleme haben, Ihre Unterhosen zu sortieren“, murmelte ich in mich hinein.
„Also gut, fangen wir noch einmal von vorne an“, seufzte Fuchs. „Sie haben also mitten in der Nacht einen Anruf bekommen. Anonym.“
„Genau“, nickte ich. „Es muss so gegen drei gewesen. Vielleicht auch kurz danach. Ein Mann. Mittleres Alter würde ich schätzen. Er erzählte mir, dass Marschall wieder in der Stadt sei. Und dass ich Ihn im Hafen treffen könnte.“
„Und Sie fahren einfach da hin?“ fragte Fuchs. „Mitten in der Nacht? Wenn eigentlich alle schlafen?“
„Was soll ich sagen, ich bin halt neugierig“, antwortete ich. „Also ja, ich bin hin gefahren.“
„Wie?“ fragte Fuchs.
„Mit dem Taxi“, antwortete ich. „Mein Wagen steht in Chorweiler. Tank leer. Blöde Sache.“
„Pleite?“ fragte Fuchs.
„Etwas“, gab ich zu.
„Sehen Sie, an dieser Stelle habe ich mein erstes Problem mit der Geschichte“, bemerkte der Kommissar. „Wir haben Ihre Telefondaten überprüft. Und es stimmt, Sie haben die Taxizentrale angerufen und zwar um 3:14 Uhr. Allerdings hat uns der Vermittler von dort erzählt, dass er Ihnen kein Taxi schicken konnte.“
„Ja, angeblich waren alle unterwegs“, erinnerte ich mich.
„Und was für ein Taxi haben Sie dann genommen?“ fragte Fuchs.
„Am Mühlenbach konnte ich ein Taxi auftreiben“, antwortete ich.
„Die Wagennummer haben Sie nicht zufällig gemerkt, oder?“ fragte Fuchs.
„Nein“, gestand ich. „Eigentlich sollte der Wagen auch auf mich warten, um mich vom Hafen aus wieder zurück zu fahren. Aber er hat sich lieber verdrückt. Kluger Kerl, offenbar.“
„Und im Hafen, was haben Sie dort gemacht?“ fragte Fuchs.
„Mich umgeschaut“, antwortete ich. „Ich habe aber zunächst nichts finden können. Ausser einer Blutspur vor dem Lagerhaus. Nur ein paar Spritzer, nichts Besonderes.“
„Und Sie sind nicht auf die Idee gekommen, die Polizei zu rufen, als Sie Blut auf dem Boden gesehen haben?“ fragte Fuchs.
„Klar, das war mein erster Gedanke“, bemerkte ich. „Aber mit dem Handy ist das ähnlich wie mit dem Auto. Blöde Sache. Jedenfalls konnte ich nicht anrufen. Und das Taxi war ja abgehauen.“
„Und dann?“ fragte Fuchs.
„Dann habe ich angefangen, mich umzuschauen“, berichtete ich. „Ich bin in den kleinen Durchgang. Und da habe ich Marschall gefunden. Tot. Aber ich habe ihn nicht umgebracht.“
„Sondern?“ fragte Fuchs.
„Keine Ahnung, wer es war“, gestand ich. „Vielleicht der Kerl, der mich umgehauen hat. Der war plötzlich da, verpasst mir einen Haken und haut dann ab. Ich bin hinterher und Ihren Leuten in die Arme gerannt.“
„Komisch, dass wir diesen ominösen Fremden nicht festnehmen konnten“, wunderte sich Fuchs.
„Vielleicht hat er sich verkrochen, bis die Kollegen mit mir weg waren“, mutmaßte ich.
„Und die Schmauchspuren an ihren Händen, die der Parrafintest nachgewiesen hat?“ fragte Fuchs nach.
„Wie gesagt, als der Kerl mich niederschlug, hat sich ein Schuss gelöst“, erklärte ich.
„So so“, murmelte Fuchs. „Soll ich Ihnen mal sagen, wie ich den Fall sehe? Allerdings muss ich Sie enttäuschen, es kommen da weder geheimnisvolle Anrufe noch ominöse Fremde drin vor.“
„So?“ erwiderte ich.
„Passen Sie auf“, fuhr Fuchs fort. „Sie erfahren, dass Marschall wieder in der Stadt ist. Vielleicht meldet er sich sogar selber bei Ihnen. Immerhin waren Sie fast fünf Jahre lang seine Partnerin im Raubdezernat. Bis zu dem Zeitpunkt, wo der Inneren auffiel, dass da irgend etwas nicht stimmen konnte. Und Marschall dann geplaudert hat über Ihre kleine Nebentätigkeit. Er wird dafür gefeuert, Sie landen ein Jahr im Bau.“
Ich zuckte zusammen. Die dunkle Vergangenheit holte einen eben immer ein. Egal, wie schnell man vor ihr davon rannte, sie war immer schneller. Und heute war wohl der Tag, an dem auch ich mich ihr wieder stellen musste.
„Da hat man eine ziemliche Wut im Bauch, nicht wahr?“ mutmaßte Fuchs. „Job weg. Zukunft verbaut. Ein Jahr seines kostbaren Lebens zwischen Drogendealern und Mördern im Knast verbracht. Und der Partner bekommt noch nicht mal einen Eintrag ins Führungszeugnis.“
„Das Leben ist manchmal ungerecht“, stimmte ich ihm zu.
„Und so was muss ja ausgeglichen werden“, bemerkte Fuchs. „Also sind Sie hin, zum Hafen. Sie treffen sich. Wollen reden. Dann kommt es zum Streit. Ein Handgemenge. Sie sind noch voll wie die Haubitze vom Abend und haben keine Chance. Aber nochmal lassen Sie diesen Mistkerl nicht davon kommen. Den Mann, der Ihr Leben ruiniert hat. Also ziehen Sie ihre Waffe und BÄNG, drücken ab! Die Wunde, die Marschall getötet hat, stammt von einer 9mm-Kugel, das gleiche Kaliber wie ihre alte Smith&Wesson. Die Ballistik wird schnell wissen, ob das die Tatwaffe ist.“
„Ist sie nicht“, widersprach ich. „Und auch wenn Sie es sich so wünschen, Sie sind auf dem Holzweg. Ich habe Marschall nicht ermordet!“
„Nein, natürlich nicht“, erwiderte Fuchs sarkastisch. „Passen Sie auf, Norden! In genau diesem Moment nehmen die Jungs von der KTU den Bereich rund um die Lagerhallen auseinander. Mikroskopisch gründlich. Wenn es dort irgendetwas gibt, dann finden die das. Und dann haben wir Sie sowieso dran. Wenn Sie also wollen, dass der Staatsanwalt noch einmal Milde walten lässt, sollten Sie jetzt reden. Vielleicht lässt er sich dann auf Totschlag ein und sie kommen mit 15 Jahren davon.“
„Wie wäre es, wenn Sie die Tür dort aufschliessen und mich gehen lassen?“ schlug ich vor. „Dann können wir aus den 15 Jahren 15 Minuten machen.“
„Noch immer ein Witzbold“, lachte Fuchs ein Lachen, das falscher nicht sein konnte. „Glauben Sie mir, wir finden was. Und wenn wir nichts finden, finden wir trotzdem was. So oder so, sie landen im Bau. Es liegt an Ihnen, für wie lange.“
Er rutschte mit seinem Stuhl etwas näher an mich heran. „Natürlich kann ich dafür sorgen, dass ihr Aufenthalt etwas angenehmer sein kann“, bemerkte er und warf mir vielsagende Blicke zu. Dann griff er in mein Gesicht und begann, meine Wange an ihrer verletzten Stelle leicht zu streicheln.
Mir war klar, worauf er hinaus wollte und mir fehle die Kraft, um mich zu wehren. Also sagte ich auch nichts, als er meine Haare streichelte und sein falschen Lächeln eindeutiger wurde. Ein wenig Qualität in der Arrestzelle war sowieso nie schlecht.
Er nahm mein Kinn zwischen seine Finger und zog meinen Kopf an sich heran. Dann küsste er mich und ich spürte, wie sich seine Zunge langsam in meinen Mund schob. Dabei streichelte er meinen Rücken und meine Oberarme, auf denen sich schnell eine Gänsehaut bildete.
Seine Küsse wurden fordernder und ich merkte, wie mein Körper trotz Kater darauf reagierte. Ich musste zugeben, dass er trotz der Umstände sehr gefühlvoll vorging. Fuchs wusste eindeutig, wie er eine Frau berühren musste, um ihre Hormone in Bewegung zu setzen.
Ich legte nun meine Hände ebenfalls um seinen Hals und erwiderte seinen Kuss. Seine Hände wurden neugieriger und fuhren an den Seiten meines Körpers entlang. Dabei berührte er immer wieder leicht meine Brüste durch den dünnen Stoff meiner Bluse.
Dann stand er auf und zog auch mich von meinem Stuhl. Er begann mich auszuziehen und als ich nackt war, legte auch er seine Kleidung ab. Dann wies er mich an, mich auf den Tisch im Verhörzimmer zu setzen und stellte sich zwischen meine gespreizten Beine.
Ohne großes Vorspiel nahm er seinen Schwanz und drang in mich ein. Dann hob er meine Beine hoch und legte sie auf seinen Schultern ab. Ich stöhnte leise auf, als er anfing zuzustoßen und sein Schwanz in mir zu voller Härte anwuchs.
Seine Stöße wurden schnell energischer. Gleichzeitig fing er an, mir meinen nackten Brüsten zu spielen und meine harten Nippel zu zwirbeln. Sein Atem wurde schneller und ein leises erregtes Keuchen drang aus seiner Kehle.
Nachdem er mich mit seinen Stößen nass gevögelt hatte, zog er sich aus mir raus und wies mich an, mich umzudrehen. Ich stieg vom Tisch herunter und streckte ihm meinen Hintern entgegen, was er dankend annahm. Er trat an mich heran und drang von hinten tief in meine Muschi ein.
Er griff nach meinem Hintern und hielt mich fest, während er mich mit tiefen Stößen nahm. Auch ich begann nun etwas heftiger zu stöhnen. Mit jedem Stoß traf sein Schwanz genau den Punkt, der mich immer geil machte, wenn ein Mann mich nahm.
Über die Schulter hinweg schaute ich ihn kurz an. Er grinste lüstern und verlangsamte seine Bewegungen kurzzeitig, so dass ich jeden Zentimeter seines Schwanzes spüren konnte. Dabei liess er seine Hand über meinen Rücken gleiten, was zusätzliche Erregungswellen in mir auslöste.
Dann nahm er sein altes Tempo wieder auf. Dabei griff er von vorne zwischen meine Beine und massierte zusätzlich zu seinen Stößen meinen Kitzler. Ich keuchte und legte Arme und Kopf auf dem Tisch ab, während ich seine Stöße lustvoll empfing.
In diesem Moment spürte ich seine Hand an meinem Nacken und dann in meinen Haaren. Er zog daran und riss meinen Kopf dabei zu sich. Mir entfuhr ein leiser Schrei, der in ein Stöhnen wechselte, als er mehrmals wuchtig in mich stiess.
Dann zog er einen der Stühle heran und liess sich mit mir zusammen darauf nieder. Es gelang ihm, dabei in mir zu bleiben, so dass ich mit dem Rücken zu ihm auf ihm zum sitzen kam. Seine Eichel bohrte sich tief in meine Muschi und ich begann mit kreisenden Bewegungen auf ihm zu reiten.
Er griff nach meinen Hüften und unterstützte meine Bewegungen. Ich bewegte mich nur langsam, aber gerade das schien ihn besonders zu reizen. Ich spürte jedenfalls, wie sein Schwanz in mir noch ein Stück weiter anschwoll und die Eichel bereits anfing, leicht zu zucken.
Immer wieder hob ich mein Becken hoch und liess es dann wieder auf ihm nach unten sinken. Bei jeder Bewegung stöhnte er und sein Schwanz begann etwas mehr zu zucken. Mir war klar, dass er nicht mehr lange brauchen würde, bis er kam.
Dann wies er ich an, mich noch einmal auf den Tisch zu setzen. Ich folgte dem Befehl und er stellte sich ein weiteres Mal zwischen meine Beine und begann mich kraftvoll zu stoßen. Diesmal jedoch in einem Tempo, dass deutlich das nahende Ende ankündigte.
Wieder und wieder klatschten unsere Körper aneinander und auch ich war inzwischen so weit. Ich stöhnte und keuchte und spürte, wie ein zumindest kleiner Orgasmus meinen Körper durchdrang. Ich riss die Augen auf und starrte den Kommissar an, der nicht aufhörte, mich feste zu stoßen.
Er griff nach meinen Beinen und hielt sie fest. Fast war es, als zöge er mich gegen sich, um noch tiefer eindringen zu können. Dann plötzlich stöhnte er auf und ich sah, wie sein ganzer Körper verkrampfte.
Sein Schwanz zuckte und pumpte und im nächsten Moment spürte ich sein Sperma in meine Muschi spritzen. Ich erschrak kurz, doch dann gab ich mich dem Moment hin. Der Kommissar zog seinen Schwanz aus mir raus und ich spürte, wie das Sperma langsam wieder aus mir heraus floss.
Dann zog der Kommissar sich an und trat an die Tür des Vernehmungszimmers. Dort blieb er stehen und drehte sich noch einmal zu mir um. „Sie bleiben jedenfalls erstmal hier“, kündigte er mir an. „Vielleicht kommen Sie ja zu einer besseren Geschichte, wenn sie ein paar Stunden in der Zelle verbracht haben. So wie ich unsere Jungs kenne, haben sie vielleicht einen halben Tag, bis ich genügend belastendes Material in Händen halte, um auch ohne ein Geständnis für einen kurzen Prozess sorgen zu können.“
Dann öffnete er die Tür und trat aus dem Verhörzimmer in den davor liegenden Flur, wo er sofort in ein Gespräch mit einem Kollegen verfiel. Ich konnte nur einen kurzen Wortfetzen vernehmen, bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel und ich alleine zurück blieb.
Ich zog mich nun ebenfalls an und ging ein paar Schritte durch den kargen Raum. Ausser einem Tisch und vier Stühlen befand sich nichts in diesem Zimmer, was ihn auch nur minimal wohnlich gemacht hätte. Eine hell strahlende Halogenlampe leuchtete von der Decke herab. An einer der beiden Längstwände befand sich ein gewaltiger Spiegel. Ich wusste, dass es sich dabei nur um einen Einwegspiegel handelte, hinter dem bei Bedarf Zuschauer ein Verhör verfolgen konnten, ohne vom Verhörten gesehen werden zu können.
Ich fragte mich, ob gerade ebenfalls jemand hinter diesem Spiegel stand. Immerhin war ein Ex-Polizist ums Leben gekommen. Und auch wenn die Umstände seines Ausscheidens aus dem Dienst nicht die Besten waren, so konnte ich doch davon ausgehen, dass das ganze Revier nichts unversucht lassen würde, um den Schuldigen dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Das Problem dabei war, dass im Moment ich für alle die Schuldige war. Und die Worte des Hauptkommissars verleiteten mich nicht gerade zu der Hoffnung, dass er allzu viel Mühe darin investieren würde, meine Unschuld zu beweisen und den wahren Täter zu finden.
*
Eine Stunde später sass ich in meiner Zelle im Keller des Polizeireviers. Mich lüstete es nach einer Zigarette und einem Eimer Wasser, um das schale Gefühl in meinem Mund weg zu bekommen, dass der Whiskey des Vorabends hinterlassen hatte. Wenigstens hatte sich mein Kater langsam zu einem liebevoll schnurrenden Kätzchen entwickelt und mein Kopf schmerzte nicht mehr.
Vollkommen unerwartet hörte ich plötzlich Schritte vor meiner Zellentür. Kurz darauf öffnete sich der Raum und Hauptkommissar Fuchs stand im Türrahmen.
„Los, hauen Sie ab“, brummte er. „Jemand hat eine Kaution für Sie gezahlt. Wer auch immer so blöd ist, dafür Geld zum Fenster rauszuschmeissen.“
Ich schaute ihn verwundert an. Das hatte ich wirklich nicht erwartet. Wer würde für mich eine Kaution hinterlegen? Und viel wichtiger, wer wusste überhaupt, dass ich hier war? Seit meiner Verhaftung hatte ich mit niemandem gesprochen und ich hatte auch niemandem davon erzählen können, wo ich mitten in der Nacht hinfahren wollte.
„Und ich wollte mir gerade ein paar Poster hier drin aufhängen“, scherzte ich, während ich aufstand.
„Keine Sorge, Sie kommen sicher schnell wieder zurück“, beruhigte mich Fuchs. „Und spätestens, wenn ich die Beweise habe, die ich brauche, wird ein solches Zimmer für viele Jahre Ihr Zuhause sein.“
„Und ich dachte schon, Sie bieten mir ein Gästezimmer bei Ihnen an“, scherzte ich.
„Raus!“ fuhr Fuchs mich an. „Holen Sie sich ihre Sachen oben ab und dann verschwinden Sie!“
Ich stand auf und trat an ihm vorbei. Sein Gesicht hatte eine fast schon ungesunde rötliche Färbung angenommen. Irgendwie war es für mich eine wahre Genugtuung, ihn derart frustriert zu sehen. Nun galt es, meine privaten Sachen zu holen und herauszufinden, wer die barmherzige Person war, die mir meine Freiheit erkauft hatte.
*
Nur wenige Minuten später stand ich im großen Eingangsbereich des Polizeirevier. Ein geschäftiges Kommen und Gehen war hier an der Tagesordnung, selbst zu einer so frühen Tageszeit. Uniformierte, Zivilbeamte, Bürger, die Rat und Tat suchten und Abschaum, der dankbar für jedes Mal war, das er nicht hierher kommen musste. Sie alle drängten sich durch die Türen und Flure, um ihre Agenden zu verfolgen.
Nur unweit vom großen Eingangsportal befand sich auch ein Schalter, an dem man seine privaten Dinge abholen konnte, wenn die Polizei sie einkassiert und später wieder freigeben hatte. Hinter dem Schalter stand ein junger uniformierter Polizist, der die Zeit, in der er keine Kisten holte, damit verbrachte, Formulare auszufüllen und in Aktenordner abzuheften.
Ich trat zu ihm und schaute ihn an. „Katharina Norden“, stellte ich ich vor. „Ich würde gerne meine Sachen abholen.“
Der Polizist nickte und betrat einen kleinen Raum hinter dem Schalter. Es dauerte nicht lange und er kam mit einem kleinen Karton zurück, der denen in einem Schuhladen ähnelte. Diesen stellte er auf den Tresen und legte mir ein Formular daneben.
„Sie müssten dann einmal hier den Empfang quittieren, bitte“, erklärte er mir.
Ich liess mir von ihm eine Stift geben und unterschrieb das Formular. Dann schaute ich den Karton durch. Es war alles vorhanden. Meine Brieftasche inklusive Ermittlerlizenz, Zigaretten und Feuerzeug, mein Dietrichset, mein Handy, sogar den Flachmann, den ich bei Marschall gefunden hatte, hatten sie mir gelassen. Wahrscheinlich glaubten die Polizisten, dass es meiner war. Gut, das konnte für mich noch ein Vorteil sein. Nur meine Waffe fehlte, da sie noch immer in der Ballistik zur Auswertung war.
Ich steckte alles in meine Taschen und wollte bereits gehen, als mir eine Frage durch den Kopf schoss. Daher drehte ich mich noch einmal um und sprach den jungen Polizisten an.
„Vielleicht können Sie mir noch eine Frage beantworten“, bemerkte ich. „Können Sie mir sagen, wer meine Kaution gestellt hat?“
Der junge Polizist schaute mich an und wandte sich dann seinem Computer zu. „Wie war nochmal Ihr Name?“ fragte er.
„Katharina Norden“, antwortete ich.
Er tippte den Namen in die Tastatur und wartete, während das Suchprogramm seines Computers arbeitete. Einen Augenblick später erschien das Ergebnis der Suche auf dem Bildschirm. Der Polizist zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Offenbar überraschte ihn die Antwort auf meine Frage sehr.
„Sie haben einflussreiche Freunde“, bemerkte er. „Die Kaution wurde gestellt von Kriminalrätin Dietrich.“
Die Antwort überraschte auch mich. Wieso stellte eine Kriminalrätin die Kaution für eine mutmaßliche Mörderin? Sollte ich doch eine gewisse Hilfe aus dem Revier erwarten können?
„Wo kann ich die Kriminalrätin finden?“ fragte ich.
„Dritter Stock“, antwortete der junge Polizist. „Einfach nach der Dezernatsleitung fragen.“
„Danke“, bedankte ich mich und wandte mich ab.
Während ich auf den Aufzug zuging, sah ich aus dem Augenwinkel, wie der junge Polizist noch immer ungläubig den Kopf schüttelte. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Auch mir schossen nun mehr Fragen durch den Kopf, als ich Antworten wusste. Aber die Kriminalrätin würde mir sicherliche in paar dieser Rätsel auflösen können.
*
Als ich in der dritten Etage den Aufzug verliess, musste ich nicht fragen, wo sich das Büro der Dezernatsleitung befand. Kriminalhauptkommissar Fuchs Stimme wies mir geradewegs den Weg.
„Das ist eine unerhörte und noch nie dagewesene Mißachtung polizeilicher Arbeit“, wütete er lautstark durch den Gang. „Sie behindern damit meine Ermittlungen!“
Die Frau, die vor ihm stand, blieb vollkommen ruhig. Sie hatte ihre Haare in einen kessen Bob geschnitten und ihre leicht bräunliche Haut wies von dem südländischen Blut in ihren Adern. Viktoria Dietrich, Vater Deutscher, die Mutter Italienerin. Eines der Kinder, dass aus den guten Beziehungen zwischen deutscher Aufnahmegesellschaft und italienischer Zuwanderung entstanden war. Und Gott sei mein Zeuge, trotz der strengen Frisur eine Augenweide.
Ich kannte Viktoria schon seit Jahren. Sie war zur Polizei gestossen, als ich mir meine ersten Sporen als Streifenpolizistin gerade verdient hatte. Marschall und ich waren schon damals als Team unterwegs gewesen und der damalige Kriminalrat war der Meinung gewesen, dass ein wenig mehr weibliches Einfühlungsvermögen uns beide Hitzköpfe bremsen würde.
Wenn er gewusst hätte, welches Temperament in Viktoria steckte, hätte er diese Entscheidung sicher nicht getroffen. Wir drei waren schnell ein Herz und eine Seele. Wir fuhren zusammen Streife, wir hingen abends gemeinsam in den Kneipen herum und Marschall und ich wetteten bereits am dritten Tag darum, wer die Kleine als erster im Bett haben würde. Gewonnen hatte niemand. Dennoch schwor ich bis heute darauf, dass Viktoria einer Frau mindestens genauso zugeneigt gewesen wäre wie einem Mann.
„Jetzt beruhigen Sie sich, Fuchs!“ unterbrach Victoria schliesslich den Wutausbruch ihres Kollegen. „Sie vergessen wohl mit wem Sie reden?“
„Nein, das tue ich nicht“, widersprach Fuchs. „Aber ich will dennoch zu Protokoll geben, dass ich Ihr Verhalten für einen eklatanten Verstoß gegen die polizeiliche Ethik halte. Und ich werde es in meinem abschliessenden Bericht mit Sicherheit vermerken.“
„Tun Sie das“, nickte Viktoria. „Aber bevor sie anfangen zu tippen, sollten Sie lieber erstmal Ihrer Arbeit nachkommen. So weit ich mich erinnere, haben wir einen ehemaligen Kollegen, der am Niehler Hafen von einer Kugel durchbohrt wurde. Ich will den Täter, Fuchs. Und zwar mit Beweisen. Hieb- und stichhaltigen Beweisen.“
Der Blick, den sie aufsetzte, liess den Hauptkommissar jeden Kommentar sofort verschlucken. Auf dem Absatz wirbelte er herum und kam auf mich zugerauscht. Ich konnte ein Grinsen nicht verkneifen und grinste noch immer, als er nur Zentimeter von meiner Nase entfernt zum Stehen kam.
„Ich warne Sie“, zischte er. „Die Sache ist noch nicht vorbei. 24 Stunden! Ich gebe Ihnen 24 Stunden, dann sitzen Sie wieder im Bau. Und dann wird sie auch die Frau Kriminalrätin nicht vor Ihrer gerechten Strafe bewahren können.“
„Für den Mundgeruch, den ich gerade einatme, sollte ich aber mindestens die Hälfte der Strafe erlassen kriegen“, grinste ich.
„Noch so ein Spruch und ich buchte Sie gleich wegen Beamtenbeleidung wieder ein“, drohte mir Fuchs. „Und ich denke, ich muss Ihnen nicht sagen, dass Sie die Stadt besser nicht verlassen.“
„Und dabei soll es auf Mallorca um diese Jahreszeit so schön sein“, erwiderte ich.
„Die einzige Reise, die Sie antreten werden, ist nach Ossendorf“, prophezeite Fuchs. „Wenn Sie die Stadtgrenze auch nur mit dem großen Zeh überqueren, klicken bei Ihnen nämlich wieder die Handschellen. Dann stecke ich Sie wegen Fluchtgefahr in die Dunkelkammer. Und zwar ohne die Chance auf Kaution.“
Bevor ich noch etwas sagen konnte, rauschte er an mir vorbei und betrat mit wütenden Schritten sein Büro. Die Tür schlug hinter ihm derart feste und laut ins Schloss, dass ich für einen Moment Angst hatte, das Haus könnte zusammen fallen.
Dann wandte ich mich Viktoria zu, die mit einem Lächeln auf den Lippen auf mich zu kam. „Frau Kriminalrätin“, grüsste ich sie. „Eine angenehme Überraschung.“
„Nicht so förmlich“, erwiderte sie. „Sag Viktoria.“
„Du hast ja ziemlich Karriere gemacht“, stellte ich fest.
„Das hättest du auch tun können“, bemerkte Viktoria.
„Naja, nicht wirklich“, widersprach ich. „Als du bei uns angefangen hast, hatte ich schon mehr Disziplinarverweise als andere in ihrer ganzen Karriere. Wahrscheinlich würde ich heute noch Streife gehen, wenn ich noch im Dienst wäre.“
„Ja, du hättest sicherlich an deinem gesunden Menschenverstand arbeiten müssen“, gab Viktoria zu. „Du warst nie sonderlich gut darin, korrekt aufzutreten. Sonst wärst du heute wahrscheinlich Hauptkommissar oder sogar noch höher.“
„Wir wissen beide, was ich von politischer Korrektheit halte“, bemerkte ich.
„Ungefähr so viel wie von gesundem Lebenswandel“, lächelte Viktoria. Dann wurde sie schlagartig ernst. „In was für eine Scheiße hast du dich denn diesmal hinein manövriert?“
„Wenn ich das so genau wüsste“, erwiderte ich. „Können wir irgendwo in Ruhe reden?“
„In meinem Büro?“ schlug Viktoria vor.
Ich nickte und folgte ihr den Gang hinunter. Wenn ich Glück hatte, konnte sie etwas Licht in die Dunkelheit dieses Falles bringen.