Lichtermeer
Die flirrenden gelben Lichter dieser exotischen Stadt flackerten vor ihren Augen. Alles verschwamm. Exotische Gerüche umspielten ihre Nase und die fremden Klänge orientalischer Musik rauschten ihr im Ohr. Mehr als die Hälfte des Urlaubs war um und Melanie war wie gefangen in einem Traum. Aber leider in einem Traum, in dem bereits die ersten Vorboten eines baldigen Endes ihren Auftritt hatten. Sie bezahlte den Taxi-Fahrer und kam sich dabei reichlich erwachsen vor. Die letzten Tage hatte sich immer eine ihrer Freundinnen darum gekümmert, doch jetzt war sie ganz auf sich gestellt und genoss es. Natürlich hatte sie einen kurzen stechenden Schmerz empfunden, als Claudia und Jule sie plötzlich hatten sitzen lassen in dieser lauten Bar. „Komm doch mit, Mel. Das wird ein Riesenspaß. Du musst einfach mitkommen.“ Bemüht hatten sie sich um sie. Aber Melanie war viel zu vernünftig, um einfach so mit zwei fremden Männern mitzugehen, um irgendeine Privat-Party aufzusuchen. Schon gar nicht, wenn sie sich mit diesen Männern kaum verbal verständigen konnte. „Come along. We want to show you great party fun. Come along. Great fun.“ Viel mehr hatten die zwei Araber nicht hinbekommen in Englisch. Und für die Art von Vergnügen, die ihre Freundinnen suchten, hatte Melanie nicht den Mut. Sie hatte schon Erfahrungen gemacht mit Sex außerhalb einer Beziehung, aber einfach so mit einem völlig Fremden wollte sie dann doch nicht. Beziehungsweise traute sie sich nicht, derartige Phantasien auszuleben. Und hier hatte sie das auch nicht nötig. Das bunte Treiben der Stadt, die Fröhlichkeit der Menschen, Musik und Tanz, das alles hatte sie mehr als genug berauscht. Und auch jetzt spät in der Nacht vernahm sie dieses wunderbare Grundrauschen des Orients. Es durchströmte ihren Körper und sie genoss es. Sogar eine leichte Gänsehaut hatte sich auf ihrer Haut gebildet und ganz bewusst ging sie um das Hotel herum und nicht hinein. Die ganzen letzten Tage hatte sie schon davon geträumt, ein Mal allein die Grünanlage des Hotels bei Nacht zu erkunden. Der Geruch der Pflanzen schien jetzt noch intensiver als bei Tag und es war geschmackvoll beleuchtet. So manch Hotelgast schlich noch durch den Garten, bestaunte die Pracht und genoss die Wärme der Nacht. Die meisten waren jedoch als Pärchen unterwegs.