Carmen Back Home
„So, Frau Rodriquez. Das wäre es dann. Hier ist ihr Vertrag. Ich hoffe, sie werden sich schnell wieder bei uns im Ort einleben.“ Carmens Makler überreichte ihr die Schlüssel zu ihrem neuen Haus und einen großen Strauß frischer Blumen. „Ich freue mich, sie hier begrüßen zu dürfen.“ Der Mann lächelte Carmen an. „Und wenn sie einmal Hilfe brauchen, bin ich jederzeit für sie da.“
„Danke“. Carmen lächelte zurück und nahm die Utensilien an sich. „Die Blumen sind wirklich sehr schön. Ich werde sie gleich in die Vase stellen. Wenn sie mich jetzt bitte entschuldigen würden?“
„Selbstverständlich. Sie haben sicher noch einiges zu tun.“
„Ja. Vor allem möchte ich mich erst einmal etwas ausruhen. Der Tag war doch sehr anstrengend.“
„Kann ich verstehen. Also dann auf Wiedersehen.“
„Ja. Auf Wiedersehen.“ Carmen bugsierte ihren Gast zur Tür. Als die Tür ins Schloss fiel und sie endlich allein war, legte sie sich auf die riesige Polstergarnitur im Wohnzimmer und schloss die Augen.
Sie war wieder daheim. Nach sehr vielen Jahren wieder an dem Ort, den sie damals verlassen hatte, um mit einem Mann ihr Glück im fernen Argentinien zu finden.
Carmen erinnerte sich an die Hochzeit mit Bernd, an die Geburt ihres Sohnes Daniel und an den Abend, an dem sie Manuel kennenlernte. Der Abend, der ihr ganzes Leben verändern sollte.
Ihr Mann Bernd leitete damals ein wichtiges Forschungsprojekt an der Universität der Stadt. Immer wieder kamen Gasthörer aus allen Teilen der Welt, um sich über die Studien ihres Mannes zu informieren. Es war üblich, dass einmal wöchentlich ein Empfang zu Ehren der ausländischen Gäste gegeben wurde. Auf einem dieser Empfänge lernte sie Manuel kennen. Und war sofort in ihn verliebt.
Er war so ganz anders als ihr Mann, der stocksteife Professor. Manuel sah nicht nur fantastisch aus, sondern hatte auch diesen unvergleichlichen südländischen Charme, dem wohl jede Frau erlegen wäre.
Sie tanzte mit ihm die ganze Nacht. Bernd schien das nicht zu interessieren. Er kommunizierte mit Forschern, Geldgebern und seinen Studenten und hatte keinen Blick für seine Frau übrig. Manuel dagegen hatte mehr als einen Blick für sie übrig. Er entfachte ein Feuer und eine Leidenschaft in ihr, die sie bis dato schon längst abgeschrieben hatte. Seit Bernd an diesem Forschungsprojekt beteiligt war, gab es für ihn nur noch dieses eine Thema. Die Familie im Ganzen und Sex im Besonderen waren für ihn nicht mehr relevant. Er hatte seit Wochen nicht mehr mit ihr geschlafen.