auch in harten Zeiten (Teil 8)
Die Weihnachtstage waren ruhig und friedlich vergangen. Bei aller Feindseligkeit hatte man das Fest des Friedens auch wirklich eines werden lassen.
Das kleine, verschlafene Dorf in der Nähe von Suhl, eingebettet zwischen den Höhen der Rhön und des Thüringer Waldes, hatte von den Wirren des Krieges bisher nur wenig abbekommen, Es war keine kriegswichtige Industrie in der Nähe, und Nachtflüge waren in dieser Gegend wegen des großen Beerbergs mit seinen fast tausend Metern Höhe ziemlich riskant. So konnte sich Tante Luise eines fast friedlichen Daseins erfreuen. Sie bewohnte mit ihrer fast volljährigen Tochter Maria eine prachtvolle Villa, die der alte Hindenburg ihrem Gatten übereignet hatte. Beide waren von ostpreußischen Landadel, und Berthold von Stratten, Luises Gatte und der alte Reichspräsident waren Duzfreunde gewesen.
Luises Ehemann war siebzehn Jahre älter als seine Gattin gewesen, als sie 1922 geheiratet hatten. Luise hatte gerade das fünfundzwanzigste Lebensjahr vollendet, und ihr Angetrauter war schon zweiundvierzig gewesen, als die einzige Tochter geboren wurde.
Ihre nymphomanische Ader hatte das getreue Eheweib während der Ehe leidlich im Griff gehabt und eigentlich erst wiederentdeckt, als der General von Stratten kurz nach Kriegsausbruch fiel. Seit dieser Zeit diente ihre Villa der obersten Heeresleitung sozusagen als Edel-Etablissement, in dem sich die obersten der Oberste die Angst vor dem drohenden Kriegsende aus dem Leib vögelten. Denn selbst die stursten Burenköpfe hatten erkannt, daß es wohl keinen ‚Endsieg‘ mehr zu erringen gab.
Schon längst bediente Luise ihre Gäste nicht mehr selbst mit ihrer immer noch attraktiven Muschi. Immerhin war die Dame am Ende des Jahres 1944 schon siebenundvierzig Jahre alt, was nicht bedeuten sollte, daß sie bei passender Gelegenheit und einem geeigneten Liebhaber durchaus einen gediegenen Fick nicht zu schätzen wußte. Aber sie suchte sich ihre Beschäler mit Bedacht aus. Ansonsten ließ sie junge Mädchen aus der näheren Umgebung für sich, beziehungsweise für die Gäste ‚arbeiten‘. Zu dieser Tätigkeit bedurfte es keinerlei Vorkenntnissen. Jedes Mädchen weiß, was es zu tun hat, wenn einem Mann der Schwanz steht. Und wenn das Stehvermögen schon gelitten hatte, wußten die Dämchen sehr wohl, wie dem abzuhelfen war.
Solches unzüchtiges Treiben, allein oder in gemischten Gruppen, fand stete nur an den Wochenenden statt. Ansonsten war die Villa nicht verwaist, jedoch Luise von Stratten und ihre hübsche Tochter Maria pflegten dann die schönen Künste oder sie frönten zusammen privaten, lesbischen Freuden.
Finanzielle Sorgen kannte Luise von Stratten nicht, denn außer einer großzügig dotierte Offizierspension bezahlten die Herren der obersten Reichsleitung großzügig. Man war sehr spendabel, vor allem, weil es ja nicht das eigene Geld war. Die Maybach’s, Horch’s und Daimler, die vor der breiten Treppe, die zur Villa hinaufführte, standen, zeugten vom Wohlstand und der Prunksucht der Günstlinge eines Himmlers, Görings oder Hitler.
Tante Luises Tochter Maria war eine geübte Bläserin, und die unteren Chargen der Reichsheeresleitung, die auch während der Woche gelegentlich zu Besuch kamen, ließen sich gerne den Saft aus den Eiern saugen, wobei die immer noch sehr attraktive Mutter der Tochter gerne zur Hand ging. Immerhin hatte die lüsterne Tochter alles persönlich von und bei der Mutter gelernt, als die noch im ‚Dienst‘ war.
Nach außen galt die Villa bei der Bevölkerung jedoch als hochherrschaftlich, sehr vornehm, und das Leben darin war äußerst sittsam und züchtig.
„Ich freue mich, daß ihr es doch noch geschafft habt“, begrüßte Luise den lange nicht gesehenen Bruder und schloß Karl Bergner fest und herzlich in die Arme.
Gertrud und Volkmar standen etwas betreten dabei. Sie hatten die Tante seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Gertrud hätte sie nicht erkannt, so, wie sie die Treppe des Hauses herunter geschwebt gekommen war. Tante Luise trug ein enganliegendes schwarzes Kleid mit einer kleinen Schleppe, die hüpfend hinter ihr her die Treppen herunter tänzelte.
Maria begrüßte mit der Unbefangenheit der Jugend ihre Cousine und ihren attraktiv aussehenden Cousin. Sein plumper Schuh war ihr zwar nicht entgangen, aber was machte eine solche kleine Behinderung schon aus, wenn ein Junge so aussah wie Volkmar? Maria war von der sanften Tiefe seiner braunen Augen sofort fasziniert und hielt die breite Hand ungebührlich lange fest.
Gertrud schnupperte entzückt das süßliche Parfum der Tante, als sie von ihr ebenso herzlich umarmt wurde, wie sie ihren Bruder begrüßt hatte.
„Kommt rein“, sagte die Tante und zog das junge Mädchen mit sich. „Wärmt euch auf und erzählt. Wie sieht es in Berlin aus?“
Karl sah seine Schwester bewundernd an. Für ihr Alter hatte sie sich prächtig gehalten. Da sah er mit seinen ergrauten Haaren fast älter aus als sie. Die Figur seiner Schwester wirkte immer noch fest und der nicht zu große Busen wurde von einer diskreten Korsage in Form gehalten.
„Oh, Berlin“, sagte Karl und setzte sich vor dem prasselnden Kaminfeuer in einen bequemen Polstersessel.
„Ich glaube, das dauert nicht mehr lange.“
„Laßt uns von was anderem reden“, drängelte Maria. „Ich mag solche Gespräche nicht. Komm, Volkmar, ich zeig dir das Haus.“
Gertrud eifersüchtelte ein wenig, ihre feuchten Augen bekamen einen feuchten Schimmer.
„Du kommst natürlich mit“, ergänzte die Cousine rasch, die mit schnellem Blick erkannt hatte, daß Gertrud ihren Bruder mehr liebte, als es unter Geschwistern sonst der Fall war.
„Fein“, freute sich Gertrud und klatschte kindlich in die Hände. „Lassen wir die Erwachsenen mit ihren Problemen allein.“
Während die drei jungen Menschen durch das Haus wanderten, unterhielten sich die Geschwister Karl und Luise leise vor den flackernden Flammen des Kaminfeuers und tranken teuren französischen Cognac, den ein hohes Tier in Frankreich requiriert hatte.
„Ich habe an Weihnachten klammheimlich zwei Koffer gepackt, und dann haben wir uns bei Nacht und Nebel verdrückt, während die anderen besoffen von den Feiern waren“, berichtete Karl, nachdem er wahrheitsgemäß und in allen, auch peinlichen Einzelheiten das Geschehen des vergangenen halben Jahres erzählt hatte. Seit er vor über dreißig Jahren mit seiner Schwester das inzestiöse Verhältnis gehabt hatte, hatten die Geschwister nie Geheimnisse voreinander. Auch Luise erzählte detailliert von ihrem Intimleben, wenn die Geschwister sich trafen, was in den vergangenen Jahren allerdings äußerst selten der Fall gewesen war.
„Und Volkmar hat Gertrud wirklich noch nicht entjungfert?“ wollte Luise neugierig wissen. Sie beugte sich leicht vor und Karl blickte in dieselben, tiefbraunen Augen, wie Volkmar sie hatte. Im großzügigen Dekolleté der Schwester sah er zwei appetitliche Brüste, die von der Korsage geil nach oben und zusammengedrückt wurden.
„Nein, um Himmels Willen“, wehrte Karl ab. „Die Schneider hätte zwar zu gerne zugesehen, aber ich wollte es nicht. Solange Gertrud Jungfrau war, hätte uns keiner was beweisen können, wenn Veronika, so heißt die Schneider, das Maul aufgetan hätte.“
„Verstehe“, nickte Luise, „Gertruds Jungfernhäutchen war sozusagen euer Feigenblatt.“
Karl lehnte sich gemütlich zurück und nippte an dem bauchigen Cognacschwenker. Das weiche Bouquet des Weinbrands stieg ihm wollig in die Nase. Solche Genüsse hatte er in Berlin seit Kriegsbeginn nicht gehabt.
„Gertrud ist dennoch nicht gänzlich unerfahren“, sagte Karl und blickte durch das Glas in die lodernden Flammen des Kamins, in dem mächtige Buchenscheite knackten und Funkengarben sprühten.
„Volkmar hat sie schon einmal in den Hintern gefickt“, gestand er.
„Und du?“
Die dunklen Augen Luises glommen lüsternd. Sie kannte ihren Bruder immer noch recht gut, und als der leicht verlegen grinste, wußte sie auch so Bescheid.
„Dacht‘ ich mir’s doch“, lächelte sie und schlug die langen Beine elegant übereinander. Das lange, schwarze Kleid glitt mit seidigem Rauschen auseinander und ließ zwei lange, bestrumpfte Beine bis zu den Schenkeln sehen, die immer noch wohlgeformt und griffig fest waren.
„Du bist immer noch eine attraktive, begehrenswerte Frau“, sagte Karl leise und legte sanft eine Hand auf das bestrumpfte Bein.
„Danke, lieber Bruder“, sagte Luise charmant lächelnd. „Es tut gut, das vom eigenen Bruder zu hören.“
„Ich denke noch oft an unsere wilde Zeit damals“, antwortete Karl und ließ frech die Hand auf dem Schenkel der Schwester liegen. „Deine Muschi hat mich ganz schön leer gemolken. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie du auf mir gesessen hast.“
Luise setzte ihre Beine artig nebeneinander und gewährte ihren Bruder das Vergnügen, langsam seine Hand zwischen ihre Schenkel zu schieben.
„Wir müssen nur bedenken, daß hier die Uhren etwas anders gehen“, mahnte sie. „Die Nazis tolerieren alles, was ihnen in den Kram paßt. Den Röhm haben sie zwar noch erschossen, weil er mit kleinen Jungs herumgemacht haben soll, aber zwischenzeitlich ist so ziemlich alles an perversen Schweinereien Gang und Gäbe. Nur Inzest in jeder Form, da kriegen die hohen Herren schmale Augen. Hat ‚was mit arischer Gesinnung zu tun.“
„Wo kein Kläger, da ist auch kein Richter“, sagte Karl mit kratziger Stimme. Er befeuchtete seine vor Erregung trocken gewordene Kehle mit dem edlen Naß aus der Provinz Cognac und widmete sich dann wieder den attraktiven Gehwerkzeugen seiner Schwester.
„Wollen wir nicht zu Bett gehen und kräftig Wiedersehen feiern?“ fragte er kühn.
„Erst müssen die Kinder versorgt werden“, sagte Luise, durchaus nicht unfreundlich. In ihren etwas entwöhnten Lenden regte sich Angenehmes, wenn sie die warmen Hände des ‚kleinen‘ Bruders auf ihren Schenkeln spürte. „Ich werde sie alle drei in Marias Zimmer unterbringen. Auf Gäste wie euch sind wir hier leider nicht eingerichtet.“
Karl grinst anzüglich und lehnte sich entspannt zurück. In seiner Erinnerung versunken, träumte er davon, wie Luise ihn damals zum Mann gemacht hatte, während seine Schwester sich aufmachte, das Jungvolk für die Nacht einzuweisen.
„Das Haus ist wundervoll“, jubelte Gertrud und stürmte in das Kaminzimmer, wo ihr Vater im Sessel saß und offenbar eingenickt war.
Karl hob den Kopf und sah freundlich in das erhitzte Gesicht seiner Tochter. Ihre blauen Augen blitzten. Er war froh, daß sie sich anscheinend gut mit ihrer Cousine verstand.
„Wo sind die anderen beiden?“ wollte er wissen und setzte sich aufrecht hin. Luise war doch eben erst weggegangen, den Kindern ihren Schlafraum zu zeigen.
„Tante Luise hat uns unser Zimmer schon gezeigt. Es ist schön groß, und es stehen zwei breite Betten darin. Maria und ich sollen in dem einen Bett zusammen schlafen, und Volkmar nimmt das andere. Tantchen will einen Paravent dazwischen stellen, damit die Geschlechter getrennt sind.“
„Nehmt euch in acht, Kinder“, mahnte Karl. „Ich weiß nicht, wie Maria zu eurem Verhältnis steht. Und bevor wir nicht sicher sein können, lebt ihr sehr gefährlich. Hier gehen die Nazis fast täglich ein und aus. Tante Luise hat gesagt, bei Inzest verstehen die hohen Herren überhaupt keinen Spaß. Laßt also die Finger voneinander, wenn Maria oder sonst wer in der Nähe ist.“
„Aber …“
„Kein ‚Aber’“, sagte Karl eindringlich. „Vor allem nachts. Hast du mich verstanden?“
Gertrud machte einen Schmollmund und senkte den Kopf. Ihre hellblonden Haare schimmerten im Licht des Kaminfeuers wie Goldfäden.
„Ja, Vati“, sagte sie leise.
„Ich will doch nur euer Bestes“, sagte Karl begütigend und streichelte liebevoll eine der weichen Wangen seiner Tochter. „Die Nazispitzel kennen bei Inzest überhaupt kein Pardon. Und hier gehen sie, vor allem an den Wochenenden, ein und aus. Wenn irgendwas, auch nur der leiseste Verdacht, aufkommt, sind wir noch schlechter dran, als in Berlin mit Gerbmart und der fetten Schneider.“
„Ich versprech’s, Vati“, murmelte Gertrud und erhob sich. Es sah bemitleidenswert aus, wie sie mit hängenden Schultern die Treppe zu den Schlafräumen hinaufging.
„Und in der Nacht bleibt der Wandschirm dort gefälligst stehen“, sagte Tante Luise gerade, als Gertrud zu Volkmar und Maria ins Zimmer kam. „Ihr wißt selbst, daß die hohen Herren von der Reichsheeresleitung streng auf Sitte und Moral achten.“
Maria mußte grinsen, kniff aber rasch die vollen Lippen zusammen. Sie war lange genug in diesem Hause, um zu wissen, was die ‚Herren‘ von Anstand, Sitte und Moral hielten. Wenn denen die Schwänze standen, hielt sie nichts mehr auf. Maria war alles andere als ein Kind von Traurigkeit. Sie liebte alles Sexuelle, alle diese kleinen, versauten Schweinereien, die zum Beispiel Mutters ‚Angestellte‘ mit ihren Kunden trieben. Sie liebte kleine Spielchen, vor allem, wenn sie verboten waren. Sie wollte mit den Geschwistern gerne ein paar davon ausprobieren. Aber sie wußte nicht, wie die beiden Verwandten dazu standen. Aber sie würde schon bald wissen, wie sie ihre Fäden zu ziehen hatte.