Fürsorgliche Mutter
Felix war in Eile. In zwei Stunden sollte er bei einem Kunden sein. Er nahm die Pläne vom Bürotisch, rollte sie zusammen und steckte sie in Pappröhren. Da fiel ihm ein, dass er sich noch gar nicht rasiert hatte. Er ging ins Bad neben seinem Büro und bestrich seine Bartstoppeln mit Rasierschaum. Gerade wollte er die Rasierklinge ansetzen, als er im Spiegel Sabrina sah, die hinter ihm im Türrahmen stand.
„Guten Morgen, Daddy“, begrüsste sie ihn fröhlich.
Felix mümmelte etwas durch die Nase und strich sich mit dem Zeigfinger den Schaum von den Lippen.
„Hallo Kleines, du bist ja noch im Nachthemd.“
„Ich weiss, nach dem Duschen hatte ich keine Lust, mich schon anzuziehen.“
„Was führt dich zu mir an diesem wunderschönen Morgen?“
„Kann ich deinen PC benutzen? Ich sollte etwas schreiben.“
„Klar kannst du. Nimm aber den PC am Nebentisch. Ich bin in Eile, ich muss eine Sitzung vorbereiten und sollte selber noch etwas schreiben.“
Felix begann sich zu rasieren. Als er eine Seite geschafft hatte und die Rasierklinge auf der anderen Wange ansetzte, stand Sabrina immer noch im Türrahmen und beobachtete ihn. Er schmunzelte:
„Genauso hast du mir vor Jahren zugeschaut. Du wolltest dich damals auch rasieren.“
„Wollte ich wirklich?“
„Ja, aber natürlich liess ich dich nicht. Ich denke, unterdessen weisst du, wie man eine Rasierklinge braucht.“
„Ein bisschen, ja, unter den Armen, aber so richtig wie du kann ich es nicht.“
Sabrina schaute Felix zu, bis er sich mit einem Seifentuch die letzten Schaumflocken vom Gesicht getupft hatte, dann setzte sie sich im Büro an den Nebentisch und schaltete den PC ein. Noch während Felix sich Rasierwasser auf die Wangen strich, setzte er sich an seinen Arbeitsplatz, startete seinen Rechner und begann Unterlagen zu sortieren. Nach einer Weile drehte sich Sabrina um.
„Du Daddy, wie schreibt man Etappe?“
Felix blickte fragend von seinem Bildschirm hoch.
„Was hast du gesagt?“
„… Ach, schon klar, tschuldige.“
Felix hatte den Faden verloren und musste sich erneut konzentrieren. Als er den nächsten Satz zu schreiben begann, wurde er wieder von Sabrina unterbrochen: