Blutrache – Teil 03
Es handelt sich um eine Fantasy-Geschichte auf einer eigenen Welt.
Ich hoffe, alles Notwendige erklärt sich aus der Geschichte und bitte darum, mich darin zu bestätigen oder mir zu sagen, ob genau das eben nicht der Fall ist.
*****
II.
Beinahe lautlos schob sich das Langschiff durch die Nacht. Nur das Knarren der Taue, die das große, viereckige Segel hielten, war zu hören.
Die meisten der Kartaren ruhten auf ihren Bänken und schliefen. Lediglich einige wenige hielten Wache oder unterhielten sich im Flüsterton, um die anderen nicht zu stören.
Nur eine einzige Person schien ruhelos und wanderte über das Deck. Ihre helle Haut mit den dunklen Zeichnungen darauf schimmerte im Mondlicht und sogar ihr schwarzes Haar glänzte schwach.
Lautlos trat Skjala auf nackten Sohlen an die einsame Gestalt am Bug des Schiffes heran. Doch die scharfen Sinne ihres Bruders ließen sich nicht täuschen. Ohne auch nur eine Regung zu zeigen, begrüßte er sie.
„Kannst du nicht schlafen, Schwester?“
„So wenig wie du“, erwiderte sie. „Oder er…“
Vigulf musste ihrer Geste nicht folgen, um zu wissen, dass sie Bjorn meinte.
Seit zwei Tagen stand der Hüne nun am Ruder und folgte der einzigen Fährte, die sie hatten: Dem Weg nach Süden, zur Küste des Kontinents.
Noch nie zuvor hatte der Krieger seinen Anführer, Kampfgefährten und Freund in einem solchen Zustand gesehen. In Bjorn brannte ein Feuer, aber es war nicht hell und rasend, sondern dunkel und kalt wie das Nordlicht.
„In seiner stillen, beherrschten Wut gleicht er nun mehr dir als mir“, bemerkte Vigulf nachdenklich.
„Und ich fühle mich, als würde meine Wut jeden Augenblick aus mir herausbrechen, so wie es ihm sonst immer ergangen sein muss“, gab sie zurück. „Ich bin nicht glücklich über diesen Tausch.“
„Niemand von uns ist glücklich…“
„Das weiß ich, du dämlicher Köter“, schnappte sie aufgebracht.
Jedem anderen Wesen – Kartare oder nicht – hätte der Krieger für diese Beleidigung die Kehle herausgerissen. Doch nicht seiner Schwester.
Er verstand sie nicht nur, sondern fühlte auch ihre Hilflosigkeit, als wäre es seine eigene. So war es schon seit ihrer Geburt gewesen.
Niemand sonst verstand, was in ihrer Brust vor sich ging. Nicht einmal Bjorn konnte das, denn abgesehen davon, dass sein Fluch der des Bären war, fand er einen gewissen Frieden darin, einfach ein Kartare zu sein. Doch Skjala und er hatten ihre Kindheit über erfahren müssen, wie andere Völker zu Wolfsmenschen standen.
Ihre Mutter entstammte dem Reitervolk von La’Han und sie hatte kein Hehl daraus gemacht, dass ein Werwolf dort um keinen Deut besser war, als ein Dämon. Ihr die Kehle herauszureißen, war ein Akt der Gnade gewesen.
„Welcher Schatten legt sich gerade über dein Herz?“, fragte Skjala und verschränkte fröstelnd die Arme. Es war keine körperliche Kälte, die sie erschauern ließ. Dagegen hätte sie sich ein Fell umwerfen können, wäre sie nicht aufgrund ihrer Natur ohnehin wenig anfällig dafür gewesen.
Sie waren miteinander verbunden und fühlten den Schmerz des anderen. Körperlich wie innerlich. Und trotz seiner grimmigen Entschlossenheit schmerzte ihn die Erinnerung an den Tag nach dem Tod ihres Vaters, an dem ihre Mutter ihren jungen Leben mit einem Messer ein Ende hatte bereiten wollen.
Dankbar schlüpfte Skjala in seine Umarmung, als er sie etwas zu sich zog. Er spürte die Kühle ihres Rückens an seiner Brust und merkte, wie sie sich ein wenig entspannte, als er ihr etwas von seiner Wärme spendete.
Er und sie. Auf mehr Wesen konnten sie sich nicht verlassen.
„Und Bjorn“, ergänzte sie seine Gedanken, deren Ursprung sie nun erkannte. „Er würde uns nicht verraten.“
Vigulf schieg. Er musste nichts sagen. Sie wusste, dass er weniger sicher war, was ihren Anführer anging.
Er zweifelte nicht an ihm, aber jeder Mensch – auch ein Kartare – hatte seinen Preis. Sogar der aufrechte Bjorn, der ihnen im Wesen so ähnlich war.
Und doch so anders. Wie Bär und Wolf eben. Tiere, Bestien und Jäger waren sie beide, aber Bären waren trotzdem keine Wölfe und Wölfe keine Bären.
„Vielleicht haben wir Glück“, murmelte Skjala nun. Ihre Gedanken waren bereits weiter gewandert. „Vielleicht können wir froh sein, dass niemand uns so nahesteht, wie sie ihm nahestand.“
„Außer uns selbst“, widersprach er.
„Ja. Außer uns selbst.“
Anstatt der düsteren Befürchtung in seinen Worten zu folgen, dass sie einander eines Tages verlieren mochten, beschloss seine Schwester diesmal, daraus Kraft zu schöpfen, dass sie einander hatten. Wie er selbst, so war auch sie zu tiefster Melancholie ebenso fähig, wie zu überraschendem Übermut. Auch das war Teil ihres Erbes.
Sanft ergriff sie seine Hände und führte sie zu ihren festen Brüsten, deren Spitzen sich im kalten Wind in kleine Steine verwandelt hatten.
Abwesend ergriff er einen der Ringe, die diese harten Knospen durchbohrten, während die Finger seiner anderen Hand sanft die Linien der Schmucknarben nachfuhren, die ihre Brüste ebenso bedeckten, wie den Rest ihres Körpers.
In den südlichen Ländern, auf die sie nun zusteuerten, bedeckten sich mancherorts die Frauen, als hinge ihr Leben davon ab. Den Kartaren war das Konzept dessen, was die schwachen Warmländer Anstand nannten, völlig fremd. Sie bedeckten sich lediglich, um sich vor der Kälte zu schützen.
Aber noch häufiger bedeckten sie sich ganz und gar absichtlich nicht, um eben dieser Kälte zu trotzen.
Die meisten Frauen schützen ihre Brüste dennoch. Vor der Kälte ebenso wie vor Verletzungen, denn dort entsprang immerhin die Milch für die Kinder. Aber Skjala würde keine Welpen haben. Sie würde den Wolfsfluch nicht weitergeben.
Wie ein Mann zierte sie deswegen auch ihre Brust mit den Zeichen ihrer Siege. Und wie ein Mann zeigte sie der Welt, was für eine Kriegerin sie war.
Kaum eine Kartaren-Sippe konnte in ihrer Gesamtheit so viele Siegesnarben vorweisen, wie die Männer auf Bjorns Schiff. Und kaum ein Krieger konnte es mit der Zahl der Siege aufnehmen, die seine Schwester auf ihrem Körper verewigt hatte.
Und schon bald würden zahlreiche Zeichen hinzukommen, denn sie waren auf dem Weg, Rache zu nehmen. Ein ganzes Volk würde aufhören zu existieren. Aber hoffentlich würde es sich gegen den Untergang wehren.
„Ich wünschte, du würdest aufhören nachzusinnen und dafür ein wärmendes Feuer entzünden“, beschwerte sich Skjala nicht ohne einen ganz bestimmten Unterton in der Stimme. „Am besten in meinem Schoss…“
„Und ich wünschte, du wärst nicht immer so frech“, grunzte er und zog kräftig an dem Ring zwischen seinen Fingern.
Ihr zischendes Einatmen wurde von einer Mischung aus Schmerz und Lust gespeist. Einem Gefühl, nach dem sich Skjala verzehrte. Vigulf wusste das genau.
„Warum stopfst du mir nicht einfach das Maul?“, hauchte sie.
Ein Grollen entstand in seiner Kehle, als ihre Lockungen das Feuer in seinen Lenden entfachten. Sie waren Geschwister und dennoch teilten sie miteinander das Lager. Unter Kartaren war das mehr als ungewöhnlich, aber niemand stellte infrage, was Biestinger – Menschtiere – taten. Sie standen jenseits der üblichen Regeln und Traditionen.
Mit der Zeit hatten sich Bjorns Männer daran gewöhnt, sie zusammen zu sehen, denn einen Rückzugsort gab es auf einem Drachenschiff natürlich nicht.
Dennoch entschied sich Vigulf dagegen, ihrer Aufforderung auf diese Weise nachzukommen.
Seine Schwester hatte auf ihren Reisen einige seltsame Dinge aufgeschnappt und er war mehr als bereit, diese Ideen mit ihr zu erproben. Nur eine Sache machte ihm ein wenig zu schaffen.
Skjala war ein Wolf. So wie er. Und sie war eine Anführerin. Aber dennoch schien etwas daran sie zu reizen, sich von ihm erniedrigen zu lassen, wenn sie ihren Trieben folgten. Und diese eine Seite ihrer Persönlichkeit blieb ihm völlig unverständlich.
Ebenso wie der unwahrscheinliche Reiz, den es auf ihn ausübte, ihren Lockungen in dieser Hinsicht zu folgen. Obwohl er weder auf sie herabsah, noch das Gefühl hatte, ihr gegenüber seinen Rang behaupten zu müssen. Dafür waren sie zu sehr eins.
Der Hauptgrund dafür, dass er beschloss, nicht seinen Speer in ihren Hals zu versenken, war allerdings ein anderer. Er mochte es nicht, wenn andere diese besonderen Spiele zwischen ihnen bezeugten. Es gab ihm das Gefühl, ihrem Ansehen unter den Kriegern zu schaden.
Stattdessen ließ er aus dem Grollen ein Knurren werden, und als er spürte, wie seine Kiefer gerade anfingen, auf seine Bereitschaft zur Verwandlung zu reagieren, brachte er seine Gefühle wieder ein wenig unter Kontrolle. Nun konnte er seine Zähne in ihren Nacken schlagen und ihr süßes Blut in seinem Mund schmecken, während er genoss, wie der Schmerz in ihr sich unmittelbar in lustvolle Hitze verwandelte.
Noch weiter angestachelt wurde sie durch den festen Griff, mit dem er ihre Brüste packte und seine Krallen – auch eine der Auswirkungen seiner im Ansatz unterbrochenen Verwandlung – darin vergrub.
„Mmm… Jaa, Bruder“, keuchte sie erfreut. „Niemand vermag meinen Schoß so schnell zu erhitzen, wie du.“
Ihre Hände glitten zu ihrem Rücken und gekonnt öffnete sie seinen Gürtel, damit sie danach die Beinlinge hinab schieben konnte. Sein Lendentuch folgte ihnen unmittelbar darauf.
Dann war es an ihm zu schnauben, als sie seinen Speer mit eisernem Griff packte. Sie hatte keine verhärteten Fingernägel. Niemand konnte die Verwandlung so gezielt kontrollieren, wie es ihm gelang. Insbesondere seine Schwester hielt diesen Teil ihres Wesens fest verschlossen.
Doch sie war eine Kriegerin und ihre Kraft stand seiner nur geringfügig nach.
Er fühlte mehr, als er sah, dass sie ihre freie Hand zwischen ihre Beine gleiten ließ. Und er wusste, was das bedeutete. Wenn er schon nicht ihr Spiel mitspielen wollte, würde sie ihn nun dorthin führen, wo ihr sein Eindringen süßen Schmerz bereitete.
Ganz zu Anfang hatte er auf diese Spielart reagiert, wie es jeder Kartare täte, doch dann hatte er die besondere Enge dieses Ortes schätzen gelernt. Und dessen Unreinheit schreckte ihn nicht wirklich. Nicht angesichts des Makels, mit dem er behaftet war.
Schnell hatte Skjala genug der Feuchtigkeit ihrer Grotte an diese Stelle gebracht, um ihm gerade so das Eindringen zu ermöglichen. Ebenso flink brachte sie die Spitze seines Speeres in Position, bevor sie die Arme hob und in seinen Nacken legte, um sich ihm völlig auszuliefern.
Er ließ derweil mit einer Hand von ihrer Brust ab, während die andere nach einem der Ringe griff, um durch Drehen und Ziehen ihre Lust weiter anfachen zu können. Die freie Hand packte ihren Hals.
„Fick meinen Arsch, Bruder“, wisperte sie, nur für ihn hörbar.
Ihr Wortschatz mochte von warmländischen Huren abgeschaut sein, doch er wusste ihn durchaus zu schätzen.
Hart und grob stieß er zu und sie hielt ihm entschlossen stand. Wie ein Brandeisen fühlte er ihre Hitze und Enge, die sich um ihn schloss.
„Jedes Mal“, keuchte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Es fühlt sich immer an, als würdest du mich aufreißen. Götter wie ich das liebe…“
Mehr brachte sie nicht hervor, denn Vigulf packte zu und schnürte ihr die Luft ab. Auch das war eine der Spielereien, die sie erdacht hatte. Und auch das kam ihm entgegen, denn er mochte das Gefühl von Kontrolle über ihre Lust, die ihm die Kontrolle über ihren Atem gab.
Ebenso sehr wie das Gefühl, sich Stück für Stück einen Weg in ihren Hintereingang erkämpfen zu müssen, denn die brennende Enge gab keinen Fingerbreit freiwillig nach. Aber schlussendlich eroberte er sie und seine Lenden pressten sich an ihren Hintern.
Fest drängte er den muskulösen, kampfgestählten Körper seiner Schwester gegen den Vordersteven des Schiffs, auf dessen Spitze der Drachenkopf saß. Um sie kraftvoll nehmen zu können, brauchte sie dessen Halt.
Dann blickte er hinab auf die Stelle, an der sein Speer in ihrem hinteren Loch steckte. Nur einmal musste er darauf spucken, damit er genug Schmiermittel hatte, um das, was folgen sollte, vergnüglich zu gestalten.
Im Anschluss daran konnte Vigulf aufhören nachzudenken und sich ganz und gar darauf konzentrieren, seinen Schaft immer wieder herauszuziehen und kraftvoll wieder zu versenken. Jeder Gedanke war überflüssig. Es war wie in der Schlacht. Und der Ausgang stand bereits fest. Doch das machte den Weg dorthin nicht weniger aufregend.
Wie immer, wenn die Geilheit Skjala so richtig packte, riss sie ihren Hals schließlich los und biss in seine Hand. Auf diese Weise wurde ihr tiefes Stöhnen zu einem Grunzen, aber im Grunde tat sie es nicht der Lautstärke wegen, sondern weil es ihr einfach gefiel.
Dank ihrer Verbindung zueinander, schaukelten sie sich gegenseitig immer weiter auf. Seine Stöße wurden immer härter, bis sein Körper laut klatschend auf ihren prallte, wenn er sich tief in ihr versenkte. Sie dankte es ihm mit immer schneller werdenden Atemzügen.
Fest hielt der Muskel seinen Speer gepackt und machte ihn schließlich langsam rasend. Und gespeist von dieser besonderen Rage ließ er noch einmal zu, dass sich ein Teil seines Körpers verwandelte. Diesmal war es seine Männlichkeit.
Die schnelle Zunahme in Umfang und Länge reichte aus, um Skjala erzittern zu lassen. Er konnte fühlen, wie der plötzliche Schmerz in ihr tobte und sie an einen Ort brachte, wo sie für einige Augenblicke alles vergessen konnte.
Und die unwillkürlichen Zuckungen, die es in ihrem Körper auslöste, brachten auch ihn dorthin. Gemeinsam besuchten sie nun für einige Herzschläge Asgard – die Heimstatt der Götter – während er seinen Saft in ihren Körper pumpte.
Erschöpft waren sie beide nicht. Ihre Gabe verlieh ihnen unwahrscheinliche Ausdauer. Doch ihre Zweisamkeit in die Länge zu ziehen wäre unangemessen gewesen. Die meisten ihrer Gefährten betrauerten Verluste. Die Zeit für längere und wildere Spiele würde kommen. Ein andermal.
Dennoch wäre er noch in ihrem Inneren geblieben und hätte sie eine Weile lang im Arm gehalten, wenn Skjala sich nicht unvermittelt ein wenig aufgerichtet hätte. Ein Gefühl der Wachsamkeit ging plötzlich von ihr aus.
„Lichter“, zischte sie leise.
Vigulf konnte nichts erkennen, doch seine Schwester hatte die Augen eines Adlers. Sie wusste, was sie sah.
Schnell zog er sich zurück und brachte die Beinlinge wieder in Position.
Bevor er sich umwenden konnte, um Bjorn von ihrer Entdeckung zu berichten, sah sie kurz über die Schulter zurück und dankte ihm mit einem Blick für seine Nähe und seinen Trost. Er lächelte, nickte und ging dann, um seinem Anführer und den anderen mitzuteilen, dass ein Kampf bevorstand.