Meine neue Sekretärin
Gestern traf mich der Super-GAU. Meine Sekretärin kündigte knall auf Fall. Noch jetzt sehe ich es vor meinen Augen, wie diese Furie vom Schreibtisch aufsprang, mir ein Aktenbündel vor die Füße warf, auf dem Büro hinauslief und die Tür ins Schloss knallte. Gut, wahrscheinlich war ich, nachbetrachtet, schuld an der Eskalierung unseres Streits. Ich konnte einfach nicht kleinbei geben, zugeben, dass sie in einer wichtigen Sache Recht hatte. Nun war guter Rat teuer. Mein Verleger lag mir schon seit langem in den Ohren, wollte endlich das druckfertige Manuskript in Händen halten. Ein Anruf beim Arbeitsamt brachte Erfolg. Man wollte mit drei Bewerberinnen vorbeischicken. Heute noch. Gespannt saß ich am Schreibtisch, wartete auf die erste Bewerberin.
Sie kam, war pünktlich. Schnell merkte ich, dass sie über ein eloquentes Fachwissen verfügt, mehr war als die übliche Tippse und Kaffeekocherin.
Wie selbstverständlich setzte sie die Ohrhörer des Diktaphons auf, setzte sich an den Computer, begann zu schreiben.
In etwa wusste ich, an welcher Stelle des neuen Romans sie sein musste, gleich würde die erste erotische Passage kommen. Plötzlich, ohne Vorwarnung sprang sie auf, riss sich mit hochrotem Kopf die Ohrhörer herunter, blickte mich mit vor Wut blitzenden Augen an, schrie: “Das ist ja wohl das dreckigste Manuskript, das ich je getippt habe. Welcher Gestörte hat solch eine Fantasie, solch einen Schund und Dreck in die Bücherregale stellen zu wollen, wohl noch zwischen Schiller und Goethe?“
Sie war in keinster Weise zu beruhigen, zeterte weiter und weiter. Ich befürchtete gar, sie würde handgreiflich werden, sah zu, mich dem Wirkungskreis ihrer Fäuste zu entziehen. Wutschnaubend verließ sie das Büro, krachend fiel die Tür ins Schloss.
Einige Zeit verging, die zweite Bewerberin stellte sich vor. Etwas flippig sah sie schon aus. Eigentlich das genaue Gegenteil der ersten Bewerberin. Vor allem ihre Garderobe war sehr gewagt zusammengestellt.
Auch sie setzte sich sofort an den Computer, begann zu schreiben. Aber trotz des zutagegelegten Eifers, irgendwie schien sie nicht bei der Sache zu sein, ihre Gedanken schienen sich irgendwo aufzuhalten, zwischen hier und dem Horizont. Mein anfänglich gutes Gefühl schien sich zu wandeln, ins direkte Gegenteil zu verkehren.
Wieder kamen wir an eine Textpasssage mit erotischem Inhalt, die Bewerberin begann, hell hinauszulachen, war kaum zu bremsen, gackerte, prustete herum, begann, die betreffenden Textpassagen zu kommentieren. „Nein“, auch sie war denkbar ungeeignet für den Job.