Renates neue Stiefel
Ratsch, Kalenderblatt ab. Heute war also der erste November, ein aufregender und schöner Sommer war nun endgültig vorbei. Das Laub war zusammen gerecht, die Beete mit Reisig abgedeckt, die Hecken geschnitten, die Blumenkübel standen alle in der Garage, mein Auto dafür davor, eine Logik die mein Ehemann nie wirklich verstand. Egal, aber der Winter konnte nun kommen. Ich wohne in einer kleinen Stadt am Bodensee, bin etwas unglücklich Verheiratet, was mir aber durch meinen jungen Nachbarn Alois etwas versüßt wird, da er sich über die letzten Monate zu meinem festen Liebhaber entwickelt hat.
Es strahlt irgendwie ein Teil seiner Jugend auf mich ab, auch wenn ich keine 22 mehr bin wie er, so fühle ich mich doch erheblich jünger wie meine tatsächlichen 43. Ich achte mehr auf mein Gewicht und die Figur, gehe regelmäßig zur Kosmetikerin, zum Friseur, ernähre mich besser. Kurz, Alois ist gut für mich, körperlich und emotional. Wir verbrachten über den Sommer sehr viel Zeit auf dem Segelboot seines Vaters, da wir nur dort wirklich ungestörte Zeit für uns hatten, denn obwohl wir nur eine Wand voneinander getrennt wohnen so trennen uns im Alltag manchmal Kontinente.
Gerade weil er so jung ist habe ich manchmal das Gefühl, ihm etwas besonderes bieten zu müssen, mich von seinen Altersgenossinnen abzuheben. Ich achte sehr darauf, dass in den seltenen Augenblicken, in denen wir gemeinsam unauffällig öffentlich auftreten können, er sich wirklich mit mir sehen lassen kann. So waren wir schon zusammen mit seinen Eltern im Theater und in der Oper und ich merkte deutlich, dass Alois noch nicht mal vor seinen Eltern Bedenken hatte, wenn ich bei ihm Untergehakt lief. Meinem Mann war das scheinbar völlig gleichgültig, solange er sein Essen und die Wäsche gewaschen bekam. Ich denke er ist viel zu arrogant um auch nur auf die Idee zu kommen, dass sein Mieter Alois auch andere häusliche Pflichten inzwischen übernahm. Aber etwas Diskretion wollte ich dennoch wahren, denn durch meinen Mann hatte ich wirklich auch ein sehr gutes Leben, das vergaß ich nie.